Was ist
ein Vorsäß?

In Vorarlberg und vor allem auch im Bregenzerwald wird eine besondere Art der Landwirtschaft seit Generationen gepflegt – die sogenannte Drei-Stufen-Landwirtschaft. Die drei Stufen setzen sich aus dem landwirtschaftlichen Talbetrieb, dem Vorsäß und den Alpen (Almen) zusammen. Die allermeisten Talbetriebe sind mit zu geringen Futterflächen ausgestattet, um die Existenz der bäuerlichen Familien zu gewährleisten. Aus diesem Grund zieht der Landwirt mit Vieh und meist mit der gesamten Familie auf das höher gelegene Vorsäß. Dort wird die verzögert einsetzende Vegetation genutzt, um das Vieh dort wiederum zu weiden. Nach dem Abweiden der Vorsäßflächen ziehen die Bauern mit ihrem Vieh in die dritte Stufe der Bewirtschaftungsform, auf die Alpe (Alm) oder Hochalpe. Die Alpen werden in der Regel als Agrargemeinschaften von einer Vielzahl von Landwirten betrieben. Die Agrargemeinschaft organisiert auf der Alpe sämtliche Leistungen vom Alppersonal bis hin zur Vermarktung der erzeugten Produkte. Nach dem Alpabtrieb ziehen die Tiere zuerst wieder ins Vorsäß und vom Vorsäß wieder in den Talbetrieb. Während der Zeit, in der die Tiere im Vorsäß bzw. auf der Alpe gesömmert werden, können die Bauern die Talflächen für die Erzeugung des Winterfutter nutzen.

Den Landwirten ermöglicht die Drei-Stufen-Landwirtschaft größere Viehbestände zu halten und damit verbunden die Existenz ihrer Familien zu verbessern. Eine ausgeglichene Bewirtschaftung von Vorsäßen und Alpen verhindert die Verbuschung und Verkrautung von Weideflächen und ist als großer Beitrag zur Pflege der Kulturlandschaft anzusehen. Die Drei-Stufen-Landwirtschaft in Vorarlberg wurde von der UNESCO als IMMATERIELLES KULTURERBE anerkannt. Um die charakteristische Gebäudestruktur am Oberen Geißkopf und auch die damit verbundene Nutzung des Stallgebäudes weiterhin zu erhalten, entschlossen wir uns im Jahr 2018, dieses Gebäude zu sanieren bzw. einen Ersatzneubau des Wohntraktes zu erstellen. Zu den Vorsäßzeiten wird das Stallgebäude weiterhin von einem Landwirt aus Schwarzenberg genutzt.

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